Was ist Freediving

Freediving, auf Deutsch auch Freitauchen oder Apnoetauchen, ist die ursprünglichste Form des Tauchens. Dabei verzichtet man vollständig auf technische Hilfsmittel wie Atemgeräte und taucht nur mit einem einzigen Atemzug in die Tiefe. Freediving verbindet Körperbeherrschung, mentale Ruhe und eine tiefe Beziehung zur Unterwasserwelt.

Während Gerätetauchen auf Technologie basiert, ist Freediving eine Rückkehr zur Ursprünglichkeit – ein bewusster Weg, Körper und Geist in Einklang zu bringen und die Stille unter Wasser zu erleben.

Die Geschichte und Entwicklung des Freediving

Freediving begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Schon in der Antike tauchten Menschen ohne Hilfsmittel, um Nahrung, Muscheln oder Perlen zu sammeln.
Antike Schriften berichten von tauchenden Kriegern und Händlern im Mittelmeerraum, im Nahen Osten und in Asien.

Auch die Ama-Taucherinnen in Japan und die Haenyeo in Südkorea tauchen seit über 2000 Jahren ohne Geräte – bis heute.

Im 20. Jahrhundert wandelte sich Freediving von einer Überlebens- und Arbeitspraxis zum Sport.
Pioniere brachten das Freitauchen in die internationale Öffentlichkeit.

Besonders Jacques Mayol, bekannt durch den Film The Big Blue, machte den Sport weltweit populär, als er 1976 als erster Mensch ohne Atemgerät über 100 Meter tief tauchte.

In den 1990ern entstand mit AIDA International (Association Internationale pour le Développement de l’Apnée) der erste und bis heute größte internationale Verband, der Regeln und Sicherheitsstandards etablierte. Heute ist Freediving ein professioneller Sport mit Millionen Anhänger:innen weltweit.

Physiologische Grundlagen des Freediving

Der menschliche Körper besitzt erstaunliche Anpassungsmechanismen für das Leben unter Wasser.
Ein zentraler Faktor ist der sogenannte Tauchreflex (Mammalian Dive Reflex).

Sobald das Gesicht mit Wasser in Berührung kommt, verlangsamt sich der Herzschlag, die Blutgefäße ziehen sich in Armen und Beinen zusammen, und das Blut wird zu Gehirn und Herz umgeleitet.
Dieser Reflex schützt lebenswichtige Organe, indem diese effizienter mit Sauerstoff versorgt werden und verlängert die Zeit, die wir ohne Atmung überstehen können.

In großer Tiefe sorgt außerdem der sogenannte Blood Shift dafür, dass Blutplasma in die Lungenkapillaren gepresst wird – eine natürliche Anpassung, um die Lungen vor dem herrschenden Druck zu schützen.

Dank dieser Mechanismen und gezieltem Training können erfahrene Freediver:innen mehrere Minuten die Luft anhalten und Tiefen von über 100 Metern erreichen.

Disziplinen im Freediving

Freediving umfasst verschiedene Disziplinen – je nach Umgebung und Zielsetzung.

Statisches Apnoetauchen (STA)

Ziel ist es, so lange wie möglich die Luft anzuhalten, während man bewegungslos an der Oberfläche liegt.

Dynamisches Apnoetauchen (DYN / DNF)

Im Pool (oder Freiwasser) wird eine möglichst große Distanz unter Wasser zurückgelegt – mit (DYN / Dynamic) oder ohne (DNF / Dynamic No Fins) Flossen.

Konstantgewicht (CWT / CNF)

Der oder die Freediver:in taucht mit konstantem Gewicht vertikal in die Tiefe und wieder zurück – die klassische Disziplin im Freiwasser. Auch hier kann die Tiefe mit (CWT / Constant Weight) oder ohne (CNF / Constant Weight No Fins) Flossen erreicht werden.

Free Immersion (FIM)

Hier zieht man sich am Führungsseil hinunter und wieder hinauf – ganz ohne Flossen, nur mithilfe der Arme.

Variable Weight (VWT) & No Limits (NLT)

Mit Schlitten oder Auftriebsballons werden extreme Tiefen erreicht. Diese Disziplinen sind den Profis vorbehalten.

Mentale und meditative Aspekte

Freediving ist nicht nur körperlich, sondern vor allem mental.
Erfahrene Taucher:innen lernen, ihren Herzschlag zu beruhigen, die Muskeln zu entspannen und ihren Geist in einen Zustand tiefer Konzentration und Entspannung zu bringen.

Viele beschreiben Freediving als eine Art Meditation unter Wasser.
Die Stille, das Gefühl der Schwerelosigkeit und die völlige Präsenz im Moment schaffen eine Verbindung zwischen Körper, Atem und Natur, die ihresgleichen sucht.

Sicherheit beim Freediving

Freediving erfordert Verantwortung und Wissen. Der wichtigste Grundsatz lautet: Niemals allein tauchen.
Ein ausgebildeter Buddy oder Instructor ist entscheidend, um Risiken zu vermeiden.

Zu den häufigsten Problemen gehören Blackouts (Bewusstseinsverlust aus unterschiedlichen Gründen) und Druckausgleichsprobleme.
Deshalb sind eine fundierte Ausbildung und sicheres Training unerlässlich.

Organisationen wie AIDASSI oder Molchanov bieten zertifizierte Kurse für Einsteiger:innen und Fortgeschrittene an.

Freediving heute

Freediving ist heute ein weltweites Phänomen – ein Zusammenspiel aus Sport, Wissenschaft und Achtsamkeit.
In den verschiedensten Regionen entstehen immer mehr Trainingszentren und Communities. Auch abseits der bekannten Spots wie Ägypten, den Philippinen oder Mexiko.

Die Kunst des bewussten Ein- und Abtauchens

Freediving ist mehr als nur Tauchen – es ist die Fähigkeit, mit einem Atemzug die Tiefe zu suchen.
Es lehrt Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Respekt vor der Natur.

Ob du deinen ersten Kurs planst oder einfach verstehen willst, warum Freediving so faszinierend ist – hier beginnt deine Reise in eine Welt aus Stille, Tiefe und Bewusstsein.